Klar hinschauen – und selbst Frieden sein

frieden Meditation

Ist Frieden möglich, wenn die Welt im Chaos zu versinken scheint?

Die Welt verändert sich rasant. Sicherheiten bröckeln. Vieles, was uns einst Stabilität gab, verschwindet.
Das kann beängstigend sein. Vielleicht fühlen wir Unsicherheit, Hilflosigkeit oder Ohnmacht.

Unser erster Impuls ist oft, uns von all dem abzulenken oder in Angst zu verfallen. Doch was wäre, wenn genau jetzt der Moment wäre, bewusst hinzusehen?

Denn eines ist klar: Was wir nicht sehen wollen, beherrscht uns.
Nur wenn wir bereit sind, genauer hinzuschauen und zu spüren – ohne Verdrängung, ohne Illusionen – können wir wirklich verstehen, was geschieht.

Gibt es einen Weg, der uns erlaubt, klar zu sehen und sogar in Frieden zu sein?

Eine neue Perspektive auf inneren Frieden

Vor vielen Jahren hörte ich von meinem buddhistischen Lehrer und Mentor Christopher Titmuss diesen Satz:

„Es ist möglich, ein völlig unproblematisches Leben zu führen.“

Dieser Satz hat mich tief berührt. Denn das kann allem widersprechen, was wir vielleicht gelernt haben:

  • Das Leben ist ein Kampf
  • Wir verstricken uns in Problemen
  • Leidvolles ist unvermeidlich


Doch was, wenn das nicht stimmt?
Was, wenn innerer Frieden bedeutet, dass wir frei von innerer Verwicklung bleiben können?
Auch inmitten von größten Herausforderungen und Chaos?

Warum es wichtig ist, ehrlich hinzusehen

Wenn wir Frieden in uns finden wollen, führt kein Weg daran vorbei: Wir sollten mutig und bereit sein, klar zu sehen, was ist.

Doch bewusst hinzusehen bedeutet, die Realität anzuerkennen und immer mehr Unterscheidungsvermögen zu entwickeln, anstatt uns von Angst, Sorge, Propaganda oder Meinungen lenken zu lassen.

Es geht nicht nur ums Hinsehen, sondern auch ums Spüren – darum, unseren Körper wieder als Resonanzfeld für unser inneres Wahrheitsbarometer zu nutzen. Unsere Intuition, ob als Bauchgefühl oder erster, ungefilterter Impuls, verdient es, ernst genommen zu werden. Je mehr wir das zulassen, desto tiefer sind wir mit uns selbst verbunden, und die leise Stimme unseres Herzens bekommt wieder die Aufmerksamkeit, die ihr zusteht.

Das erfordert Mut. Denn es ist oft einfacher, sich abzulenken oder in gewohnte Muster zu fallen. Wenn wir nicht bewusst hinschauen und hinspüren, finden wir keine eigene Klarheit. Dann entscheiden andere für uns – oder wir werden wie ein Spielball der Geschehnisse mitgerissen.

Die Welt scheint am Abgrund – oder sehen wir nur klarer?

Ja, auch ich schüttle den Kopf über das, was gerade geschieht.
Ich bete für all jene, die unfassbar leiden – für die Menschen, die Eltern, Kinder oder Freunde verloren haben. Für diejenigen, die in Kriegen verwickelt sind, in Armut leben, geflohen sind, trauern oder große Ängste vor der Zukunft haben.

Es fühlt sich an, als stünde die Welt am Abgrund:

  • Hass und Hetze
  • Gewalt und Kriege
  • Bedrohliche klimatische Veränderungen…


Aber ist das wirklich neu?

Oder sehen wir es nur jetzt deutlicher, weil es vor unserer Haustür geschieht und uns durch die Medien auf allen Kanälen erreicht?

Vielleicht wollten wir vieles nicht wahrhaben:

  • Menschenhandel – auch mit Kindern – ist real
  • Korruption und Lügen sind in vielen Systemen alltäglich
  • Täglich sterben Tausende an Hunger, obwohl genug Ressourcen vorhanden wären
  • Es werden Kriege geführt, die letztlich vor allem Machtinteressen und finanziellen Profiten dienen.


Vielleicht haben wir all das lange verdrängt.
Vielleicht war es einfacher, nicht hinzusehen.

Doch jetzt, wo all diese schrecklichen Dinge hochkommen, bleibt uns nur die Wahl:
Weiter wegsehen oder endlich bewusst hinschauen.


Drei Schlüssel, um klar zu sehen

Diese drei Schlüssel können dir helfen, klar zu sehen und mit Herz zu handeln.

  1. Ruhe finden – Still werden, dich beruhigen und besinnen.
  2. Reflektieren – Kluge Fragen stellen, hinterfragen und fühlen. Unterscheidungsvermögen entsteht durch ehrliche Reflexion und die Fähigkeit, innere Prozesse differenziert wahrzunehmen.
  3. Heilsames Handeln – Erst, wenn du ruhig und reflektiert bist, kannst du besonnen agieren. Heilsames, sinnvolles Handeln bedeutet, zu hinterfragen, ob es dir und dem Wohl anderer dient.


In der buddhistischen Meditation werden genau diese drei zentralen Bereiche systematisch geübt: Meditate, Reflect, Act.

Meditate umfasst Achtsamkeit, Konzentration und angemessenes Bemühen – die Grundlagen eines ruhigen und klaren Geistes.

Reflect bedeutet, das Leben und die Gesetzmäßigkeiten (Dharma) zu verstehen und eine heilsame innere Ausrichtung zu entwickeln.

Act bezieht sich auf die Anwendung dieses Verständnisses im Alltag – durch achtsame Sprache, ethisches Handeln und einen weisen Lebensstil.

Wichtig ist dabei, mit Offenheit und Neugier weiterzuforschen und sich der Verantwortung für ein sinnvolles, heilsames und weises Handeln bewusst zu sein.

Ein einziger friedlicher Mensch kann den Sturm beruhigen

Innerer Frieden ist nicht nur für uns selbst wichtig – er wirkt auf unser Umfeld.
So wie ein ruhiger und friedlicher Mensch in einer Krisensituation Sicherheit gibt, kann auch unser eigenes Bewusstsein eine stabilisierende Kraft für andere sein.

Der Zen-Meister Thich Nhat Hanh erklärte:

„Wenn die überfüllten vietnamesischen Flüchtlingsboote auf Stürme oder Piraten trafen, dann wären alle verloren gewesen, wenn jeder in Panik geraten wäre. Aber wenn auch nur eine Person zentriert und ruhig blieb, zeigte sie allen anderen, wie sie überleben konnten.“

Was bedeutet das für uns heute?

  • Wenn die Welt im Chaos zu versinken scheint, braucht es Menschen, die ruhig bleiben
  • Wenn Hass und Hetze erscheinen, braucht es Menschen, die mit Herz und Mitgefühl handeln
  • Wenn Verwirrung herrscht, braucht es Menschen, die klar bleiben
  • Wenn Kälte und Härte zunehmen, braucht es Menschen, die wohlwollend bleiben


Denn Frieden beginnt nicht im Außen.
Frieden beginnt in uns.

Wir können nicht verhindern, dass es Stürme gibt – aber wir können entscheiden, ob wir im Chaos versinken, unbedacht handeln oder ein friedlicher Ruhepol sind.

Die Welt verändert sich – wie möchtest du ihr begegnen?

Lässt du dich von Angst und Spaltung mitreißen?
Oder entscheidest du dich, selbst in Frieden zu sein und damit diesen Frieden auszustrahlen?

Vielleicht spürst du bereits den Ruf, ein Ruhepol für dich und andere zu werden.
Jetzt ist die Zeit, bewusst zu wählen.

 

Mögen alle Wesen in Frieden leben!

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